Lange Gesichter trotz Meisterschaft
Lange Gesichter trotz Meisterschaft
HSV Sobernheim 3 - HSV Alzey 2 29:24
Nach knapp zwei Monaten „Pause“ sollte die heiße Phase im Kampf um die Meisterschaft in der stärksten B-Klasse aller Zeiten starten.
Die Ausgangslage kurz vor dem vorletzten Spiel der Saison war einfach, mit einem Sieg gegen den direkten Konkurrenten aus Sobernheim, wäre man vorzeitig Meister.
Denn am Mittag vor der Partie verlor der zweite verbleibende Konkurrent aus Ingelheim, Gegner am letzten Spieltag der Herren 2, daheim deutlich gegen Schott Mainz.
Also alles in eigener Hand. Mit dem straffen Trainingsprogramm, sowie der erfolgreichen Taktik der letzten Partien sah man sich gut gerüstet für das Spitzenspiel am Sonntagabend.
Personell musste Coach Hofrath etwas umstellen, denn im Rückraum fehlten mit Janek Brand und Leo Schnitzspan zwei wichtige Säulen im Kader der Herren 2. Diese wurde durch den erfahrenen Torsten „das Nordlicht“ Hanzlik sowie den von einer Verletzung zurückkehrenden Janosch Ahr ersetzt. Auf den Flügelpositionen hatte der Trainer die Qual der Wahl und entschied sich hier für die Flügelzange Höpfner/Karl und Müller/Müller.
Motiviert und positiv gestimmt reiste man also nach Bad Sobernheim. Begleitet wurde die Mannschaft nicht nur von verletzten oder aussetzenden Mannschaftkollegen, sondern einer ganzen Wagenkolonne an Fans, die natürlich beim Meisterstreich dabei sein wollten.
Doch wie das manchmal so ist mit den Vorsätzen und der Realität, vor allem mit dem Druck eines Meisterschaftsspiels im Hinterkopf, weichen diese oft voneinander ab.
Denn den entschlosseneren und fitteren Eindruck hinterließen von Minute eins an die Hausherren. Ein wenig überrumpelt und nervös startend, lag man schnell mit 3:1 (3min) im Hintertreffen. Nachdem man die Anfangsnervosität etwas abschüttelte, konnte die Herren 2 auf 6:6 (12min) ausgleichen, aber auch in den Folgeminuten schaffte man es nicht, das eigene Tempospiel zu etablieren und die herausgespielten Chancen sicher zu nutzen. So schauten die nervösen Mienen der Fans auf einen 13:9 (25min) Rückstand gegen Ende der ersten Halbzeit. Gab es in den letzten Partien noch einen regelrechen Spielrausch und ein Torfestival nach dem anderen, fehlte hier bisher total der Faden und die Bindung zum Spiel.
Völlig zurecht ging Sobernheim mit einer 14:11 Führung in die Kabine, womit man beim HSV noch gut bedient war, da die Hausherren selbst einige Chancen liegen ließen.
Die Stimmung in der Kabine war dem Spielstand entsprechend gedrückt, hatte man sich deutlich mehr vorgenommen für die Partie. Taktisch werde man für die zweite Halbzeit eine offenere Deckungsvariante spielen, in welcher man zwei Schlüsselspieler der Sobernheimer in Manndeckung nimmt.
Die neue Abwehrformation zeigte auch direkt zum Start der zweiten Hälfte Wirkung, jedoch scheiterte man nach Ballgewinn erneut an der eigenen Chancenauswertung, sodass erst in der 34min das erste Tor der Halbzeit zum 14:12 fiel. Immer wieder schafften es die Gastgeber sich aus der dichten Manndeckung zu lösen oder im Spiel 4 gegen 4 eine Lücke in die Abwehrreihen der Herren 2 zu finden um zum Torerfolg zu kommen. Ein kurzer Hoffnungsschimmer machte sich ab der 45min breit, denn einzig Jungtalent Sebastian Karl konnte eine Chance nach der Anderen auf Linksaußen im Tor versenken, sodass man die Führung der Hausherren von zwischenzeitlich vier Toren (19:15) auf zwei reduzierte.
Aber immer wieder, wenn man kurz davor war auf ein Tor heranzukommen, setzte die Torschusspanik ein oder andere technische Fehler führten zu unnötigen Ballverlusten.
In der 49min beim Stand von 22:20 fing dann auf den Rängen auch langsam das große rechnen an. Denn im Handball zählt für den Tabellenstand der direkte Vergleich zweier Teams zueinander. Aufmerksame Leser*innen werden sich erinnern, das Hinspiel ging mit 29:23 für die Herren 2 aus, also ein Sieg mit +6 Toren. Also würde eine Niederlage mit maximal 5 Toren Unterschied für die Meisterschaft ausreichen.
Zum Leidwesen aller Anwesenden die es mit der „Zwoten“ hielten, wurde dieses enge Rechenszenario immer wahrscheinlicher. Denn ab der 50min bauten die Gastgeber nach und nach ihre Führung aus und erzielten in der 54min das 26:21.
Die letzten Minuten waren ein Zittern, Kampf mit den Nerven und sehnsüchtige Blicke zur Anzeigetafel. Der 5-Tore Vorsprung hielt an und in der 58min nahm Coach Hofrath beim Stand von 28:23 seine verbliebene Auszeit.
Die Anzeige war kurz und klar. Kack Spiel aber bei maximal -5 den Spielstand halten.
Doch beim HSV geht nichts ohne Spannung. Nach Ballverlust erzielten die Gäste nämlich bei 59min und 47sek das 29:23. Totenstille in der Halle. Der Ball nochmal schnell nach vorne zum Anwurf. Noch 10 Sekunden.
Zwei schnelle Pässe um etwas Tempo aufzunehmen. Noch 5 Sekunden.
Letztendlich kam der Ball zu Steffen Doll, keine Zeit mehr der Ball muss aufs Tor.
Ein Wurf der von außen gefühlt in Zeitlupe ablief…….. drin!
29:24 (59min57sek).
Spiel vorbei, mit einem Tor Unterschied im direkten Vergleich holen die Herren 2 einen Spieltag vor Schluss die Meisterschaft. Aber keiner feiert. Auf den Gesichtern mehr Erleichterung als Freude, auch die mitgereisten Fans nehmen das Ergebnis nur zur Kenntnis aber Feierlaune wollte nach der schlechtesten Saisonleistung definitiv nicht aufkommen.
Als faire Sportsmänner sind die Gastgeber aus Sobernheim die ersten Gratulanten und konnten selbst nicht fassen, das sie fast noch einmal eine Chance auf den Titel hatten.
Auch beim späteren Abschlussessen in einem örtlichen Nobelitaliener war die Stimmung der Herren 2 gedrückt.
Aber lange Zeit sich über die Partie den Kopf zu zerbrechen ist nicht. Denn ein Spiel steht ja noch an.
Am 06.05.2023 um 18:10Uhr spielen die Herren 2 ihr letztes Saisonspiel vor heimischer Kulisse in der GHS. Das Ziel für die Partie ist klar. Die Saison mit einer guten Leistung abschließen um sich selbst und den Fans zu beweisen, dass man es besser kann und um mit einem positiven Gefühl in die Sommerpause zu gehen.
Für den HSV spielten:
Steffen Doll (4/1), Janosch Ahr (3), Thomas Müller (5), Michael Penkhues (1), Hannes Hagen Höpfner (1), Michael Müller, Markus Frey, Sebastian Karl (4), Timo Seibel, Torsten Hanzlik (1), Lukas Fuchs (5/1)
Im Tor:
Tristan Eberle, Jan Marko Grob
Presseabteilung Herren 2 - Timo Seibel