Moments for Memories
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Die Meisterschaft längst in trockenen Tüchern, aber dennoch fokussiert auf die letzte Partie der Saison 2018/2019, so lässt sich die Vorbereitung auf das finale Spiel gegen den TV Nieder-Olm IV beschreiben. Und es war, wie so oft in der abgelaufenen Runde, wieder ein Spitzenspiel . Erster gegen Vierter, feststehender Meister gegen Championsleagueanwärter, die Spielplangestalter hatten wohl im Vorfeld ein besonderes Händchen für die Terminierung der absoluten Topbegegnungen.
In der Woche vor der Begegnung war noch der Abschied von Dirk Nowitzki aus der NBA zu vermelden. Neben Larry Bird waren auch Shawn Kemp, Scottie Pippen, Charles Barkley und Nowitzkis Landsmann Detlef Schrempf bei seinem letzten Spiel zugegen. Wenige Tage später sollte dies noch getoppt werden. Zum Spiel gegen Nieder-Olm reisten diverse Ex- ( Würfel ) Könige an und huldigten so den Herren II. Neben Sascha Weinmann ( König im Jahr 2013 ), Hans Moritz ( amtierender Würfelnarr und König in den Jahren 2014 und 2017 ), Guido Schmidt ( König im Jahr 2015 ) war auch Jonas Petzold ( König im Jahr 2016 ) ständig von Autogrammjägern umlagert. Wann hat man auch als Zuschauer einmal die Chance nahezu allen Ex-Königen auf einmal zu begegnen. Hinzu kamen mit Volker Ahr ( König 2018 ) und dem amtierenden Regent Frank Stähr auf dem Spielfeld zwei weitere gekrönte Häupter.
Es war also alles vorbereitet für das finale Spiel der Saison 2018/2019. Während es für den „HSV-Talentschuppen“ nur darum ging den wieder zahlreich in die Halle gepilgerten Fans noch einmal diverse Kabinettstückchen zu bieten hatte sich das Top-Team aus Nieder-Olm vorgenommen den Nimbus der verlustpunktfreien HSV-Heimspiele zum Wackeln zu bringen. So war es nach dem intensiven Warmmachprogramm nicht verwunderlich das Interimscoach Torsten Hanzlik noch einmal eindringlich darauf hinwies keine Wettbewerbsverzerrung zuzulassen. Wenn Nieder-Olm Championsleague spielen will, müssen sie hier gewinnen, aber auch Lerchenberg rechnete sich am letzten Spieltag noch Chancen darauf aus. Um eine Einspruchslawine aus dem Mainzer Vorort zu verhindern wäre es da schon vernünftig sich erst gar nicht in die Nähe einer Wettbewerbsverzerrung zu begeben. So sah es auch der Coach. Er wollte Tempo von hinten raus mit „verschiedenen Wellen“. Erste, zweite, Außen ab, uijuijui.
Das war also die Vorgabe und das im letzten Spiel. Auf der Tribüne gab es Häppchen und Sekt, die Ex-Könige machten regen Gebrauch davon. Das sich dies nicht förderlich auf das Spielniveau auswirken würde war klar, die HSV-Protagonisten waren erst einmal im Verwaltungsmodus. Während Dirk Egner schnell die 1:0 Führung erzielte dauerte es bis in die sechste Spielminute um einen weiteren Treffer zu bejubeln ( 2:0 ). Und die Partie plätscherte weiter so vor sich hin, von Tempo wenig zu sehen, die „diversen Wellen“ glichen sich an und die pfeilschnellen Außenspieler erklärten sich solidarisch. Die Nieder-Olmer waren beim 6:5 in Schlagdistanz und bereiteten in ihrer Auszeit in der 21. Spielminute neue taktische Nadelstiche vor. Die mentale und körperliche Müdigkeit der HSV-Recken war nun immer mehr ersichtlich. Zur Ehrenrettung darf aber gesagt werden das der Feiermarathon der letzten Tage sicherlich nicht spurlos an ihnen vorüberging. Das unglaubliche mediale Interesse wollte befriedigt werden, da ein Besuch im aktuellen Sportstudio, Empfang beim Bürgermeister und die diversen Homestorys der schreibenden Presse, das bleibt einfach nicht ohne Auswirkungen. Die 10:8 Pausenführung war deswegen schmeichelhaft, die Ansprache vom Nordlicht einfühlsam, hinweisend aber auch aufrüttelnd und fordernd.
Jetzt dann doch noch einmal alles raushauen, die letzten 30 Spielminuten vor der Sommerpause absolvieren. Die sich daran anschließende 10tägige Asienrundreise soll dann schwerpunktmäßig der Erschließung neuer Märkte dienen. Auf Einladung von Mannschaftshauptsponsors TIPPUNWIN stehen dort dann allerdings auch 3 Challengegames gegen die Landesmeister aus Bangladesch, Kasachstan und Usbekistan an.
Doch zurück zum Spiel. Auf der Tribüne gab es zum Anpfiff der zweiten Hälfte noch einmal Anfeuerungsrufe der „Königstribüne“, die Partie blieb aber zunächst auf dem Niveau der Hälfte eins. 12:10 nach 38 Spielminuten, dann aber zündete Raketenmax. In der letzten Begegnung noch unauffällig, quasi nicht vorhanden und auch von der Presse unbemerkt, lief er jetzt heiß. Nicht überliefert ist ob er sich während der Halbzeitpause ein 3 Gänge-Menü einverleibte, wie er dies vor dem Training, während dem Training, oder auch nach dem Training gerne tut. Verdauungstechnisch für ihn kein Problem, ganz im Gegenteil, wo Andere Magenprobleme hätten zieht er aus der Nahrungszufuhr ungeahnte Energien. So auch diesmal. Vier Tore erzielte er zum Zwischenspurt auf 20:12, schnell, pfiffig, ausgestattet mit einer Athletik die seines gleichen sucht, ein Edeljuwel für diese Spielklasse. Nach dem 22:12 reagierten die Nieder-Olmer mit einer überfälligen Auszeit. Beim HSV begann nun die Phase des Experimentierens, im Tor schlug nun die Stunde eines hoffnungsvollen Talentes. Wochen und Monate floss der Trainingsschweiß hierbei in Strömen, nun sollte die Plagerei endlich belohnt werden. Mit Uli Steinmann versuchte der 5te eingesetzte Torhüter bei den Herren 2 in dieser Saison sein Glück. Da seine mitspielenden Feldspieler aber die Deckungsarbeit weitestgehend eingestellt hatten stand er oftmals auf verlorenem Posten. Unter Mithilfe von Pfosten, Latte und der Wand hinter seinem Tor wurde aber für den Kenner schnell klar, der Mann kann Angreifer allein durch seinen Präsenz schon zu Fehlschüssen verleiten. Doch diese Partie sollte noch einen weiteren Höhepunkt bereithalten. Als Schiedsrichter Florian Schäfer in der 53. Spielminute auf Siebenmeter für den HSV entschied staunte das Publikum nicht schlecht. Der amtierende König schritt zur Ausführung. Anpfiff, Wurftäuschung, Reaktion des Torhüters abgewartet und dann mit einem sagenhaften Dreher am Standbein des Torhüters vorbei zum 25:15.
Stehende Ovationen waren ihm sicher, auch die Nieder-Olmer nickten anerkennend. Die Begegnung war jetzt endgültig entschieden. Die Fans hatten die Absperrungen längst überstiegen und warteten am Spielfeldrand auf die Stürmung des Platzes. Der letzte Treffer zum 31:22 Endstand gehörte den sympathischen Gästen, welche die Überlegenheit des HSV-Teams neidlos anerkannten. Der Schlusspfiff des Schiedsrichters ging im Jubel der Massen unter. Fahnenschwenkend und mit den üblichen Schlachtgesängen ( Nie mehr C-Klasse, nie mehr, nie mehr…. ) begannen die finalen Feierlichkeiten direkt in der Halle. Erst eine Lautsprecherdurchsage lichtete die Reihen auf dem Feld: Kostenloses Kamelreiten vor der Halle hieß es da, gerade die jüngeren Fans fanden sofort Gefallen daran. Vor der Halle wartete eine uns bekannte Herde samt Beduinenführer: „ 3 Runden um Halle, alles umsonst, bezahle Förderverein“ hieß es da. Eine generöse Geste für das sportlich erfolgreichste Aktiventeam des Vereins, aber auch sichtbares Indiz dafür: Leistung kann sich lohnen.
Ein Alzeyer Edeltürke übernahm danach in seinem Restaurant die Verköstigung des Teams, das an diesem Tag auch die Punktomatsaison 2018/2018 endete lies Raum für ausgiebige Spekulationen. Wer schaffte es in die Top Ten, wer auf das begehrte Stockerl. All diese Fragen waren an diesem Tag nicht mehr zu klären, längst ging die Sonne wieder auf und schickte ihre wärmenden Strahlen gen Alzey. Die AZ lugte bereits aus den Briefkästen heraus. „Alzeyer Karamelkarawane hat Deutschland wieder verlassen“ lautete die Schlagzeile. So geht auch diese Episode zu Ende, eine Saison von der man noch lange sprechen wird. Jung, erfolgreich und dynamisch, diese Attribute sollen auch in der kommenden Spielrunde für die Herren 2 stehen.
Die König Frank Wallfahrt am letzten Juniwochenende wird wieder dazu dienen das Team auf die zukünftigen Aufgaben einzuschwören, die Vorbereitung auf die im September beginnende Saison startet ab sofort.
Schaffen Alzeys Jungspunde den Klassenerhalt in der B-Klasse ? DIE Presse wird davon berichten, wie in den vergangenen Wochen und Monaten geschehen: unabhängig, überparteilich und mit der journalistischen Sorgfalt agierend
Für den HSV spielten:
Tor: Jürgen Söhnle, Uli Steinmann
Feld: Lukas Fuchs (4), Markus Frey (4), Max Laubner (4), Volker Ahr (1), Thomas Müller (2), Michael Müller, Dirk Egner (6), Ecky Hofrath (9), Robert Dvorak, Frank Stähr (1/1)