MTV v. 1817 2 - HSV Alzey 3 25:27

Thriller in Mainz. Grandiose Teamleistung im „Keller des Grauens“

Es sind diese Spiele die zur Legendenbildung taugen, an die man sich noch in Jahren erinnert. Waren hierzu in der Vergangenheit meist die Partien gegen „Lärschebärsch“ geeignet, so sollte ab sofort die Begegnung bei den „1817ern“ in gleichem Atemzug genannt werden. Was sich im Vorfeld schon abzeichnete wurde dann am Spieltag noch weit übertroffen, eine höchst intensive Partie mit allem was das Handballherz höher, zuweilen auch schneller, schlagen lässt. Drei Wochen Spielpause hatten die Hallenplaner den HSV-Oldies zugestanden. Akkus auftanken nach der Heimpartie gegen den TV Nieder-Olm IV. Aktive Erholung und Regeneration bestimmte die Trainingstage. Erst in der vergangenen Woche wurde das Trainingspensum wieder vehement angezogen. Drei Trainingsneulinge tummelten sich in der ASS, die allesamt auch als neue Punktejäger der folgenden Taktikbesprechung bei einem Alzeyer Nobelgriechen anwesend waren. Novum hierbei, erstmals gewann ein Minderjähriger den Wettbewerb „Die Brüh muss weg“, was sofort einen mündlichen Einspruch des unterlegenen Punktejägers ( gleiche Punktzahl aber eben älter ) nach sich zog. Dieser wurde umgehend abgelehnt, der neue Punktejäger aus Flonheim wurde somit in die Siegerliste eingetragen, eine Wiederholung des Sieges ist in den nächsten Wochen nicht auszuschließen. Kleine Randnotiz: Der „Paschgewinn“ ( inklusive Jackpot der Vorwoche ) wurde wieder nicht geknackt, sodass es am kommenden Donnerstag zu einer „Doppeljackpot“ Ausspielung kommt. Anwesend an diesem Abend war auch erstmals seit langem wieder der Ex ( ? )-Pressefuzzi zur Erlangung eines „gelben Punktes“. Irritationen lösten aber seine Aussagen aus, das er sich am WE eventuell ein Handballspiel in Alzey anschauen wollte. Eine Nachfrage ergab das es sich hierbei um eine völlig unbedeutende Partie der Verbandsliga Männer handelte. Wobei es schwierig gewesen wäre auf die Schnelle noch Eintrittskarten für die Begegnung in Mainz zu erhalten. Das zur Verfügung gestellte Alzeyer Kartenkontingent war seit Wochen vergriffen.
Von den Mainzer Sicherheitskräften war das Spiel als Hochsicherheitsbegegnung eingestuft worden, folgerichtig waren die Sicherheitsvorkehrungen höchst umfangreich. Während in der „heimlichen Hauptstadt Rheinhessens“ in Alzey keinerlei Ordnungskräfte nötig waren, herrschte in der Landeshauptstadt seit Wochen eine Urlaubssperre.
Der Tag der Entscheidung kam und organisatorische Probleme traten zu Tage. Während der Schreiber der Zeilen nach Abholung des Coaches zum gemeinsamen Abfahrtstreff noch wohlwollend zur Kenntnis nahm, das dieser, nach eigener Aussage, „gut druff“ wäre, galt es erste Nebengeräusche zu verdauen. Der Mannschaftsbus war nicht rechtzeitig zur Stelle, sodass man sich entschloss mit Privat-PKW´s anzureisen.
Wohlwissend um die Parkplatzsituation um die Arena in Mainz, war der Abfahrtszeitpunkt, dem Weitblick sei Dank, nach vorne gelegt worden. Überraschung dann vor Ort, das Mainzer Sicherheitssystem griff. Vorbeigelotst an den langen Autoschlangen der Fans war erstmals seit Jahrzehnten wieder ein zusätzlicher VIP-Parkplatz geöffnet worden. Dankbar nahm man diese Möglichkeit an, erkannte aber sofort, das die Mainzer Innenstadt einem Hochsicherheitsbereich glich. Zwei derart große Veranstaltungen an einem Ort ( Fastnachtssitzung im kurfürstlichen Schloß und C-Klassentopspiel in der angrenzenden Arena ) liesen auch die Mainzer Sicherheitskräfte an ihre Grenzen stoßen.
Somit rechtzeitig in der Halle und dann schon mal die Atmosphäre einsaugen, das Vorspiel bestritten die Teams des TV 1817 Mainz I und des HC Gonsenheim IV, ein „Stimmungsvorgeschmack“ auf das was kommen sollte.
Noch nicht anwesend zu diesem Zeitpunkt waren unser Wanderwart, Boldini/Hanzlik ( einer von Beiden fehlte, ist aber eher was für Insider… ) und unser „Kroate“. Je länger das Warten dauerte, desto mehr setzte sich die Erkenntnis durch, das die hermetische Abriegelung der Innenstadt, letztmals durchgeführt beim Besuch des amerikanischen Staatspräsidenten George Bush im Jahr 2005, keinerlei Schlupflöcher mehr bot.
Angeführt vom „Prinz Müller“ begann um 19.15 Uhr das Anschwitzen. Begleitet von „Highway to Hell“ aus der Beschallungsanlage der Arena war jetzt selbst dem Letzten klar: Dieser Weg wird kein leichter sein…
Der Anpfiff nahte, letzte Taktikbesprechung. Einfühlsame Worte des Coaches, im Keller des Grauens keine Angst haben, zusammenstehen und mutig agieren. Erst war es noch ein Gerücht, das sich aber in Windeseile verbreitete und die HSV-Crew nachhaltig irritierte. Die Alzeyer Anhänger, im Vorfeld extra mit einem Sonderzug angereist, wurden am Mainzer Hauptbahnhof von einem Großaufgebot der Polizei festgehalten. Eingekesselt im Bahnhofsviertel verwehrte man ihnen den weiteren Anmarsch, Hooliganverdacht. Eine kolossale Fehleinschätzung, die „richtigen Hooligans“ waren da bereits in der Halle, fehlende Ordnungskräfte, keine Absperrgitter, Besonnenheit war nun gefragt.
Anpfiff und alle guten Vorsätze waren über Bord geworfen. Wohl doch stark beeindruckt von der Atmosphäre lief nix zusammen im HSV-Team. Ehe man sich versah lag man 0:3 zurück, die Gonsenheimer Spieler, die das Vorspiel bestritten wohnten dem Spektakel als Zaumgäste bei. Sie waren stark beeindruckt. Die Aussage: „Die haben bei der Zwoten ja mehr Zuschauer als bei der Ersten“ lässt aber auf wenig handballerischen Sachverstand schließen, natürlich ist das so !
So ganz langsam nahm man auf HSV-Seite auch am Spiel teil, warf seine ersten Tore, trotzdem war noch viel Sand im Getriebe. 7:5 und Auszeit des HSV, wir spielen nicht gut, auf uns selbst konzentrieren, das Übliche halt und die Hoffnung das sich irgendwas ändert. Nun ebneten sich Nickligkeiten den Weg, Gegner und SR dienten als „rhetorischer Blitzableiter“ keine gute Idee. Ein Wahlheimer Landwirt ( Name der Redaktion bekannt ) übertrieb es dann etwas, Folge, zwei Minuten zum Abkühlen auf die Bank. Zwischenzeitlich war unser Wanderwart eingetroffen, irgendwie hatte er wohl eine Lücke im engmaschigen Abriegelungsnetz gefunden, wie auch immer, eine Option mehr. Das HSV-Spiel jetzt etwas geordneter und zielgerichteter, folgerichtig hieß es plötzlich 11:9 für uns. Was dann geschah galt es eigentlich definitiv zu vermeiden, es als eigene Dummheit zu beschreiben wäre noch geschönt. Statt gebührenden Sicherheitsabstand vom Gegner zu halten verstrickte man sich in 1:1 Situationen, Folge: Zwei Zeitstrafen für den Gegner. Das schlimmst mögliche Szenario war also eingetreten, die HSV-Crew in doppelter Überzahl. Ratlose Gesichter, Schweißausbrüche, was nun tun ? Man verständigte sich auf den Spielzug: „Wer will, wirft mal drauf“. Flugs nutzten die Gastgeber ihre Chance und führten 13:11, Halbzeit. Durchatmen, 4 Tore in Überzahl bekommen, gar nicht so schlecht, der Coach sah es anders, Spielverderber !
Eine kernige Ansage, wir schaffen das noch und konditionell sind wir eh besser drauf. Das sind alles junge Hüpfer beim Gegner, die brechen irgendwann ein, es war die richtige Motivationsspritze.
Zwar legten die Gastgeber vor ( 14:11 ) doch nun war das HSV-Team im Spiel. Eins gegen Eins, rein in die Deckung und druff. Ein 7:1 Lauf ( ! ) war die Folge. Die Gegner beeindruckt, die Hooligans auf der Tribüne weniger, bleibt die Frage inwieweit sie das Spiel, das sich vor ihren Augen abspielte, überhaupt verstanden hatten.
Es blieb bei Hektik, einem SR der mit der Vorteils-und Schrittregel weitestgehend auf Kriegsfuß stand und einem gerüttelt Maß an Dramatik, alles also was ein Topspiel auszeichnet und die Fans sich von ihm erwarten.
Die Mainzer hatten ihre Schwächephase nun wieder überwunden und blieben im Spiel, mehr als eine 2 oder 3 Tore-Führung wollte uns nicht gelingen. So ging es in die Schlußphase, die Crunchtime begannen die Gegner mit offener Deckung. Offensichtlich war aber Einer der Ihrigen vom diesjährigen Super-Bowl-Finale noch so beeindruckt, das er bei eigenem Anwurf den Schreiber der Zeilen mit einem gezielten Check außer Gefecht setzte. Die Folge, massive Rudelbildung auf dem Feld. Die Umkehr des Verursacherprinzips führte zu einer Zeitstrafe für den Gefoulten, das Video der Situation soll beim nächsten SR-Lehrgang gezeigt werden….
Also Unterzahl in der Schlussphase. Jetzt den letzten Trumpf spielen und dokumentieren das die Halbzeitworte der Realität entsprachen. Der Chefcoach persönlich lief den Tempogegenstoß und sorgte für temporäre Entlastung, die auch Ex-König Guido lieferte, der sich jetzt ins Angriffsspiel einschaltete. Es blieb turbulent, die Hooligans jetzt völlig in Ekstase und die Steigerungsform von Hektik zu definieren fällt nun definitiv schwer. Unser Wahlheimer Mitspieler erinnerte sich an seine Jugendzeit. Olympiade München 1972, Wilfried Dietrich gegen Chris Taylor ( zu sehen hier: https://www.youtube.com/watch?v=TZbOJzDmJkc )
Das Vorhaben klappte nicht ganz weil der Gegner einfach zu schmalbrüstig war. Eine Zweiminutenstrafe für eine technisch einwandfreie Aktion war der Lohn, die Tribüne kochte.
Den Gastgebern gebührte das letzte Tor, den Sieg des HSV konnten sie nicht mehr verhindern, 25:27 im „Keller des Grauens“, das Ziel „TOP 3“ weiterhin in Reichweite, erschöpft saß man in der Kabine.
Da kein Sekt vorhanden war verzichtete man auf die üblichen Sektduschen. Die Tischreservierung beim Alzeyer Griechen hatte geklappt, die Spielanalyse konnte beginnen.
Der Coach will aus den letzten 3 brutal schweren Spielen noch „zusätzliche Punkte“ ergattern, es bleibt abzuwarten ob uns dies gelingt. Am Donnerstag ist erst einmal aktive Erholung angesagt, die wichtigste Frage dort lautet: Knacken wir wieder die Anwesenheitsmarke von 20 Personen ? Das nächste Spiel ist am 05.03. gegen den ziemlich sicheren Aufsteiger TV Alzey, die Anreise zu dieser Partie sollte da um ein vielfaches einfacher sein.
Die Statistik:
Tor: Guido Schmidt
Feld: Sascha Weinmann (3), Thomas Müller (1), Dieter Jacob, Volker Ahr, Michael Müller, Dirk Egner (11/2), Ecky Hofrath (7), Torsten Hanzlik (4), Heiko Jung