HSV Alzey 3 - TV Alzey 2 20:23

Dörbie, Derbie, Därbie, oder doch ein ganz normales Handballspiel ?

So ganz normal wird ein solches Spiel/eine solche Paarung wohl nie werden, aber die Protagonisten werden älter, zuweilen ruhiger und gelassener, oder haben eben einfach eine fehlende Affinität zu solch einer Begegnung.
Wie immer, der Reihe nach.
Der „Keller des Grauens“ hatte seine Spuren hinterlassen. Die Partie bei den „1817ern“ war noch wochenlang Gesprächsstoff, beeinflusste aber zwangsläufig auch die Aufstellung für das „Alzeyer Stadtderby“. Am letzten Donnerstag war eigentlich noch ein Training in Alzeys Saukalter Stube ( auch ASS genannt ) geplant, nachdem aber die ersten Eiszapfen in der Halle von der Decke krachten, entschied man sich kurzfristig in die RS auszuweichen. Die Sportstadt Alzey ist für ihre erstklassigen Einrichtungen weithin bekannt, im Bezug auf die ASS könnte man aber auch den Slogan: „Irgendwas ist immer“ gebrauchen. So trainierten dann die Damen 2 und die Herren 3 gemeinsam in einer Halle. Während bei den Damen 2 ausgelassene Stimmung herrschte, floss auf der anderen Seite der Halle der Schweiß in Strömen. Dort hieß es Schusstraining für den Rückraum, das allerdings vom etatmäßigen Rückraum nahezu niemand da war interessierte nicht, es ging ums Prinzip. Das „Außenpersonal“ nahm den Ablauf wohlwollend zur Kenntnis, wenn die Rückraumspieler schon werfen üben müssen dürfte es bei den „Gazellen auf der Außenbahn“ ja keinen Grund zur Kritik geben, welch weise Vorahnung.
Das Trainingsende wurde von einem seltenen Ereignis überschattet…., warme Duschen, eigentlich unglaublich, die ASS-Trainierer sind es eher gewohnt, sich nach getaner Bewegung gegenseitig mit Eiswürfeln abzureiben. Nun denn, man nahm es freudig zur Kenntnis.
So langsam sickerte beim Umtrunk danach durch, wer beim Aufstellungsroulette ein Spielticket ergattern konnte. Dieter J. glänzte als „Die Brüh muss weg-Sieger“ und der Chefcoach räumte den „Paschgewinnjackpot“ ab, alles im Lot also.
Es nahte der Spieltag, Abonnenten der Alzeyer Allgemeinen Zeitung, mussten dann aber aus eben dieser erfahren, das die Hockeyabteilung am Wochenende ihre Meisterschaftsspiele der Jugend in der GHS durchführen würde. Es kam was kommen musste, am Spieltag setzte sich eine Fankarawane beider Lager Richtung RS in Bewegung. Wenn die Hockeyer in der GHS sind kann das „Derby“ nur in der RS stattfinden, soweit die Theorie.
Die Praxis jedoch besagt, die Fakenews sind auch in Alzey angekommen. Chaotische Zustände in der RS, die Hockeyer vom Zuschauerzuspruch völlig überwältigt, werden den Massen nicht Herr und überlegen kurzfristig eine Zusatztribüne aufzubauen. das anwesende Publikum ahnt nichts von der Verwechslung und wähnt sich im Vorprogramm des Handballspieles. Währenddessen geht in der GHS alles seinen geregelten Lauf. Beide Parteien zelebrieren ihr Warmmachprogramm, die Zuschauersitzplätze in der GHS sind komplett belegt, nur noch vereinzelte Stehplatzlücken sind ersichtlich.
Auf HSV-Seite glänzt Ex-König Jonas weitestgehend unbemerkt. Zum Warmwerfen versenkt er einen Wurf im Basketballkorb aus gut und gerne 12-15 Metern, der Presse entging dies nicht. Falsch ist allerdings die Annahme das dadurch bereits ein Scouting für die NBA erfolgreich bestanden wurde.
Weiteres Novum. Erstmals ergatterte die Presseabteilung eine Akkreditierung die den Besuch von Umkleidekabine, Teilnahme an den Besprechungen und einen Reportersitzplatz auf der Spielerbank beinhaltete, ein unvergessliches Erlebnis. Nächstes Novum, erstmals in dieser Runde gab es eine kurzweilige, interessante und aufschlussreiche Einweisung des anwesenden Zeitnehmers in den Ablauf des „Tischverantwortlichen“ und die daraus (hoffentlich ) resultierende Umsetzung der „Männer in kurzen Hosen“. Einstimmiges Nicken lies darauf schließen das die Worte verstanden wurden, zugegebenermaßen war dies auch nicht gar so schwer.
Doch nun hatte der Coach das Wort und er findet gleich den richtigen Draht zu seinem Personal. Erste Info, heute sind wir volle Anzahl, jedes Trikot ist belegt, das war schon mal ne Ansage. Die Außen wären „überbesetzt“ und müssten sich einem Rotationsprinzip unterziehen, da gab es dann die ersten mürrischen Mienen. Es folgte dann ein Griff ganz tief in die Taktikkiste, wir decken 5:1 und sollen Guido im Tor nicht alleine lassen. Na, wir sind doch generell zusammen mit ihm unterwegs und wer wen alleine lassen wollte oder würde, wurde dann Anfang der zweiten Hälfte klar ( dazu später mehr ). Ex-König Guido gebührten aber die letzten Worte vor dem Anpfiff. Marcel Reich Ranicki, anerkannter Literaturkritiker, hätte seine wahre Freude an dieser Aussage gehabt. „Handball ist immer noch Theorie“ gab er seinen Mitspielern mit auf den Weg .
Das Spiel möge also beginnen und es begann. Alzey´s größter Zauberer, der große Boldini, eröffnete das Spektakel mit einem Durchbruch auf der linken Rückraumseite, leider verlor er dabei das Spielgerät, der Schiedsrichter belohnte das Bemühen mit einem Siebenmeter. Ungläubige Blicke allenthalben, aber das war halt so, verschwiegen werden sollte nicht, dass dies mit den ungläubigen Blicken kein Einzelfall blieb. Sei´s drum, die HSV-Oldies führten durch Dirk Egner mit 1:0, immerhin schon mal ein Erfolgserlebnis. Ein Mitarbeiter von Torsten sorgte dann für kurzfristige Konfusion auf dem Feld. Die Presse musste irgendein Bereitschaftshandy „bewachen“, dummerweise klingelte das dann urplötzlich. Torsten also vom Feld, der Chefcoach ersetzte ihn, wie sich später herausstellte ging es bei dem Anruf um eine Lapalie……
Mittlerweile war auch der amtierende König Hans in der Halle eingetroffen. Kurz vor seiner Kur schaute er noch mal vorbei, mittlerweile stand es 6:3, auch ok.
Es folgte eine neue Belehrung durch den „Spielleiter“, Kreis ab heißt 8 Meter vor dem Tor Abwurf durch den Torhüter, wir kennen es anders, egal…
Das das mit der Führung nicht so weiter gehen konnte war uns eigentlich allen klar, aus 6:3 wird 6:7, der Halbzeitstand von 11:12 war aber aller Ehren wert. Der Coach ist zufrieden, hätte aber die Emotionen gerne etwas gezügelt, Torsten H. gibt die Losung für die zweite Halbzeit aus: „Unverhofft kommt oft“ gibt er zum Besten. Und er sollte Recht behalten. Was im „Keller des Grauens“ schon Selbiges verursachte, sollte auch an diesem Tag auf Umsetzbarkeit geprüft werden. Und wieder „klappte“ es ganz hervorragend…, bei 6:4 Überzahl war eines klar: Die Kugel muss so schnell wie möglich weg, da wird nicht lange gefackelt, weg das Ding, soll der Gegner sehen wie klar kommt. Wo bitteschön kämen wir hin wenn wir eine Überzahl zu unseren Gunsten nutzen würden ?, wir sind fair und warten mit dem Tore werfen bis der Gegner wieder komplett ist.
Ex-König Guido interpretierte dann die Losung für die zweite Hälfte auf seine Art. Der Rechtsaußen des Gegners wurde von ihm auf der Spielfläche zu Fall gebracht, Konsequenz Siebenmeter ( verschmerzbar ) und 2 Minuten Zeitstrafe ( bedingt verschmerzbar da kein zweiter Torhüter vorhanden ). Bevor überhaupt im Ansatz eine Diskussion losgetreten werden konnte wer die Vertretung übernimmt, hatte sich der Chefcoach schon einen roten Pulli übergestreift und übernehm den Part. Der anschließende Strafwurf wurde so zum Psychospiel, beide Kontrahenten schenkten sich nichts, das Geschoß war eigentlich unhaltbar, trotzdem schaffte es Volker A. katzengleich eine Hand an den Ball zu bekommen. Die Kugel trudelte dann aber über die Torlinie, auf den Videobeweis konnte verzichtet werden. Die anschließenden 2 Minuten waren geprägt von aufopferungsvollem Kampf und einer lehrbuchhaften Abwehrarbeit. Stehende Ovationen nach Ablauf der Zeitstrafe, nur durch einen Siebenmeter konnte unser Aushilfstorhüter bezwungen werden, das könnte Begehrlichkeiten bei den Herren 1 und 2 wecken. Mittlerweile hatten sich unsere „Stadtrivalen“ auf 17:20 abgesetzt, ein Vorsprung den sie bis zum Schlußpfiff behaupteten. Ex-König Jonas war es vorbehalten den letzten Treffer zum 20:23 Endstand beizusteuern. Somit konnten sich nahezu alle eingesetzten Außenspieler ( trotz, oder gerade wegen der Rotation ? ) in die Torschützenliste eintragen, einzig unserem Wanderwart blieb dies verwehrt.
Alles in allem ein gerechtes Ergebnis. Folglich Gratulation an die Herren 2 des TV Alzey zum Aufstieg in die B-Klasse, für die HSV-Herren stehen jetzt noch zwei Spiele an die es beide in sich haben. Bereits am kommenden Wochenende kommt es in Nierstein zum „Match oft the Year“. Unser gemeinsames Ziel ist weiterhin ein „Stockerlplatz“, dazu müssen wir punktemäßig in Nierstein etwas holen. Die Losung für den Coach bezüglich des Wochenendes lautet also: „Make HSV Alzey III great again“ oder eben „HSV Alzey first“.
Am Donnerstag werden hierzu im Training die Grundlagen gelegt, eine Fokussierung auf das Wesentliche ist unabdingbar.

Die Statistik:

HSV Alzey: Guido Schmitt (Tor), Sascha Weinmann (2), Jonas Petzold (1), Dieter Jacob (2), Volker Ahr, Florian Kosiol (2), Michael Müller, Dirk Egner (5/1), Stephan Boldin (5), Christoph Pitsch (1), Torsten Hanzlik (1), Heiko Jung, Thomas Müller (1)
TV Alzey: Jens Thiele (Tor), Thomas Mitsch (1), Sven Ingebrand (2/1), Christian Puder (5), Felix Pahl (7), Sascha Münch (1), Matthias Kantar (2), Mike Killmeyer, Jannie Kantar, Tobias Appelmann (1), Carsten Blumenröther, Frank Brück (4/2)